Hauff

Hauff
Hauff,
 
1) Reinhard, Filmregisseur, * Marburg 23. 5. 1939; kam 1969 zum Dokumentar- und Spielfilm, betont sozialkritische und politisch-kritische Elemente.
 
Filme: Mathias Kneißl (1971); Die Verrohung des Franz Blum (1974); Der Hauptdarsteller (1977); Messer im Kopf (1978); Endstation Freiheit (1980); Der Mann auf der Mauer (1982); Stammheim (1985); Linie 1 (1988; nach dem Musical von Volker Ludwig); Blauäugig (1989); Mit den Clowns kamen die Tränen (1990; 3 Teile, Fernsehfilm).
 
 2) Wilhelm, Schriftsteller, * Stuttgart 29. 11. 1802, ✝ ebenda 18. 11. 1827; studierte Theologie, war Hauslehrer und leitete seit Anfang 1827 das »Morgenblatt für gebildete Stände«, das nach ihm sein Bruder Hermann Hauff (* 1800, ✝ 1865) redigierte. - Hauffs Erzähltalent ging bewusst auf den Geschmack des zeitgenössischen Publikums ein. Schon mit dem ersten (zunächst anonym erschienenen) Teil des Romans »Mittheilungen aus den Memoiren des Satans« (1826-27, 2 Bände), einer witzigen Satire auf den Kulturbetrieb, wurde er bekannt. Kurz danach verursachte er durch die parodistische Nachahmung des beliebten Unterhaltungsschriftstellers H. Clauren, unter dessen Namen Hauff den Roman »Der Mann im Monde« (1826, 2 Bände) veröffentlichte, einen Skandal mit nachfolgendem Prozess. Mit »Lichtenstein« (1826, 3 Bände) orientierte er sich an den in ganz Europa erfolgreichen historischen Romanen W. Scotts. Parallel dazu erschienen Erzählungen und Novellen, die neben der romantischen Manier eine Hinwendung zu realistischer Erzählhaltung belegen (»Die Bettlerin vom Pont des Arts«, »Jud Süß«, beide zuerst im »Morgenblatt«, 1826 beziehungsweise 1827). Das erzählerisch reifste Werk sind die »Phantasien im Bremer Rathskeller« (1827), die heitere Beschwingtheit mit kritischer Lebens- und Gesellschaftsbetrachtung verbinden. Hauffs literarischer Nachruhm gründet sich jedoch v. a. auf seine Märchen (zuerst veröffentlicht als »Mährchen-Almanach auf die Jahre. .. für Söhne und Töchter gebildeter Stände«, 1826-28, 3 Bände). Die von den Volksmärchen der Brüder Grimm, von den Geschichten aus »Tausendundeine Nacht«, von E. T. A. Hoffmann und den französischen Feenmärchen beeinflussten Kunstmärchen, die durch spannungsvolle Rahmenerzählungen zusammengehalten werden, gehören zum lebendigen Bestand der deutschen Nationalliteratur (»Die Karawane« mit u. a. »Kalif Storch«, »Die Geschichte vom kleinen Muck«; »Der Scheikh von Alessandria und seine Sklaven« mit u. a. »Zwerg Nase«; »Das Wirtshaus im Spessart« mit u. a. »Das kalte Herz«). Hauff schrieb auch einige Gedichte, die zum Teil Volkstümlichkeit erlangten (»Steh ich in finstrer Mitternacht«, »Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod«).
 
Weitere Werke: Novellen, 3 Bände (herausgegeben 1827-28); Phantasien und Skizzen (herausgegeben 1828).
 
Ausgaben: Sämtliche Werke, herausgegeben von S. von Steinsdorff, 3 Bände (1970); Werke, neu bearbeitet von G. Spiekerkötter, 4 Bände (1970).
 
 
F. Pfäfflin: W. H. u. der Lichtenstein (1981);
 S. de Vriendt: Zw. kritikloser Anpassung u. satir. Abwendung. Eine krit. Analyse von W. H.s Märchenalmanachen (Gent 1992).

Universal-Lexikon. 2012.

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